Eine Paeonia geht auf Reisen

Es gibt Blumen, die sind so überwältigend schön, dass man sich kaum an ihnen satt sehen kann.
In einem Garten in unserer Nachbarschaft wächst eine Peonia, und ich hatte schon immer vermutet, dass diese Strauchpfingstrose sehr alt sein muss. Der Garten gehörte zwei Schwestern. Vor dem Haus steht eine alte Bank, ein knorriger Apfelbaum und Phlox in allen Farben. Ein Bild wie aus einem Kinderbuch. Am Zaun neben dem Gartentor steht diese Strauchpfingstrose. Ihre Blüten sind so schwer und so gross wie ein Kuchenteller.
Während der Blüte läuft an diesem Haus kaum jemand an ihnen vorbei, ohne sich nochmal umzudrehen und sich zu vergewissern, ob diese Blüten wirklich echt sind.
Wenn man Glück hatte, kam es vor, dass eine der Schwestern eine Schere holte und mit einem Lächeln im Gesicht eine Blüte vom Strauch schnitt um sie dem Betrachter voller Würde zu übergeben.

Und heute ist mein Glückstag, denn heute Morgen lag ein kleines Zettelchen vor meiner Haustüre:
"Mein Liebe, ich habe eine Überraschung für Dich. Der Gärtner war da. Bin ab 15:00 Uhr im Garten. Leiterwagen nicht vergessen."

So kam es, dass ich heute erhoben Haupt und einem Leuchten im Gesicht mit meinem Leiterwagen durchs Quartier prozessierte - auf dem Anhänger ein Stück vom Glück.


Es ist ein echtes Erbstück, denn der Grossvater der beiden älteren Damen hat die Pflanze aus einem Steckling aus einer Villa in Zürich abgezweigt und vor über 70 Jahren in seinen Garten gepflanzt.

Zur Sicherheit, habe ich die heikle Fracht zunächst in einen Topf gepflanzt. Wird sie überleben und wird sie eines Tages blühen, dann wird es an mir sein, die Tradition des Verschenkens weiter zu pflegen.

Mara-Tiziana

PS: Die genaue Sorte habe ich leider nicht ausfindig machen können, den Bildern nach kommt sie " Kopper Kettle " am nächsten