Papa hat Pläne

 Papa haut ab


Mein Papa ist eine lustige Person. Da kann es schon mal vorkommen, dass er im Garten ein paar Baustempen aufstellt, nur um den Nachbarn zu ärgern, weil damit scheinbar ohne Baugenehmigung zu nah an dessen Land gebaut würde. Über die prompte, schriftliche Einsprache kann er sich freuen wie ein Kind, auch wen der 1.April schon zwei Tage zurückliegt. 
Sonst ist er aber ganz harmlos, mein Papa. Und auch der Nachbar kann mit einem Bier in der Hand, bereits wieder mit Papa über dessen "dumme" Einfälle lachen.

Seit einigen Tagen allerdings ist Hektik ausgebrochen. Mein Papa wurde letzte Woche pensioniert und hat zu unser aller Überraschung Pläne - und was für Pläne: Er hat kurzerhand beschlossen, zu fliegen. Nächste Woche schon. Nach Japan. Alleine. Gut, nicht ganz alleine. Ein Pole kommt mit. Der kann zwar auch kein Englisch, aber das macht nichts, denn er spricht soviel Deutsch, wie mein Papa Polnisch, oder die beiden Japanisch. Aber das scheint sie nicht zu beunruhigen. Gesehen haben sich die zwei schon einmal. Irgendwo auf einer Baustelle.

Mein Papa hat eigentlich nie Pläne. Mit fünf Kindern macht man keine Pläne, da plant es von selber. Und wenn doch einmal keine Aufgabe für ihn vorgesehen ist, verbringt er seine Zeit am liebsten alleine. Allein in seinem Sammelsurium aus tausend Dingen, die er aus irgendwelchen Abfall-Mulden gezogen hat, und die er nun in liebevoller Kleinstarbeit versucht zu reparieren - bis sie wieder für Monate und Jahre in der Garage gelagert werden. Mein Papa ist einer von der aussterbenden Spezies, die alles reparieren können und jede mögliche und unmögliche Maschine besitzen, obwohl er kaum eine davon gekauft hat. 
Den Sommer verbringt mein Papa höchstens auf der Apfelplantage mit seinem besten Freund, dem Hund. Aber doch nicht in Japan mit einem wildfremden Polen.

Meine Mama, die sich eigentlich auf's Reisen gefreut hätte, beisst nun in den sauren Apfel. Aber ein solches Angebot, wie Papa es erhalten hat, kann man nicht ausschlagen. 


Osaka 2007
Eingeladen hat ihn ein Geschäftskunde. Er soll, gemeinsam mit dem polnischen Kollegen, eine Wohnung des Kunden in Tokio umbauen. Ein prominenter Kunde, ein weltbekannter Künstler (seinen Namen darf ich leider nicht nennen) . Mein Papa hat ihm immer mal wieder geholfen, seine Verrückten Ideen umzusetzen. 
Aber Tokio! ... Ja, ich weis mein Papa wird auch ein paar Tage ohne Mama auskommen, auch wenn das noch nicht oft in seinem Leben vorgekommen ist.

Und ja, ich weis: auch wenn wir uns Sorgen machen, man muss seine Eltern auch mal ziehen lassen. Er ist schliesslich erwachsen, mein Papa.


Papa in seinem Element




Kyoto 2007




Kommentare

  1. Das ist doch eine tolle Sache, wenn Dein Papa so gefragt ist!!!! Na ja, Eltern hat man nicht im Griff! Haha...
    Viele Grüße von
    Margit

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  2. Kicher ... Kinder auch nicht, Margit!
    Mara, das ist ja toll - so ein Angebot muss man nutzen, egal wie alt man ist. Ich wäre auch geflogen.

    Sigrun

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  3. Wir scheinen den gleichen Vater zu haben...nur war meiner noch nicht in Japan...
    Liebe Grüße,
    Markus

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  4. Na, das ist doch eine tolle Sache !!
    Ich wünsche deinem Papa viel Spaß und euch keine Sorgen um ihn,
    <3liche Grüße von Renate

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  5. Da wünsche ich doch dem Vater viel Erfolg bei diesem ungewöhnlichen Unternehmen und Deiner Mutter und Dir, gute Nerven damit Ihr Euch nicht so große Sorgen macht.
    Grüße von Marie

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